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5. Tag: Busausflug Venedig mit Markusplatz, Markusdom, Campanile, Dogenpalast, Seufzerbrücke, Canal Grande, Rialtobrücke, Gondelfahrt
Heute sollte es nun zur Lagunenstadt Venedig gehen. Wegen der langen Fahrt, die wir vor uns hatten, fiel die morgendliche Meditation aus. Wir frühstückten also bereits um 7 Uhr und trafen uns um 8 Uhr alle am Bus, der wieder von Johannes gesteuert wurde. Wir fuhren wieder die Serpentinen den Berg hinunter und dann zwischen Blumau und Bozen auf die Autobahn Richtung Verona. Jürgen ließ von einer Reiseteilnehmerin eine Zahl zwischen 1 und 50 auswählen. Die genannte Zahl führte Jürgen dann zu der Geschichte aus dem Engelbuch, die er uns anschließend vorlas. Danach hatten wir Zeit und Muße, die Schönheit der Berge des Etschtales rechts und links zu bewundern. Interessant für mich war, zu beobachten, wie die Berge immer flacher wurden, je näher wir der Poebene kamen. Schließlich ließen wir die Berge mit den darüber hängenden Wolken ganz hinter uns und fuhren unter einem azurblauem Himmel die Poebene entlang nach Venedig.
Venedig ist eine Hafen- und Provinzhauptstadt im Golf von Venedig. Sie liegt im Bereich einer durch Nehrungen abgeschlossenen Lagune. So eine Nehrung nennt man im Italienischen Lido. Venedig ist eine Großstadt mit ca. 350000 Einwohnern und besteht aus den Inseln Alt-Venedig, verschiedenen anderen Inseln und Wohngebieten auf dem Festland. Die Touristen interessiert natürlich hauptsächlich Alt-Venedig. Dieser Teil wurde 1846 durch eine Eisenbahnlinie und 1933 durch eine ca. 4 Kilometer lange Straße mit dem Festland in der Nähe von Mestre verbunden. Die Straße führt direkt neben der Bahnlinie entlang. Alt-Venedig besteht aus 118 Inseln, die durch 400 Brücken miteinander verbunden sind. Alle Gebäude dieser Stadt stehen auf Tausenden von Holzpfählen, die vor dem Errichten der Bauten tief in den Boden gerammt wurden. Die Pfähle sind praktisch durch den sie umschließenden Boden vor dem Verrotten geschützt und haben dadurch die Jahrhunderte überstanden. Der öffentliche und auch private Verkehr spielt sich hauptsächlich mit Booten und Gondeln auf ca. 160 Kanälen ab. Der berühmteste Kanal ist der knapp 4 Kilometer lange und bis zu 70 Meter breite Canal Grande. Er schlängelt sich in großen Bogen quer durch die Stadt. Die berühmtesten Brücken sind die Seufzerbrücke und die Rialtobrücke. Venedig ist aber auch eine Kulturstadt mit ca. 100 Kirchen, einer Universität und weiteren Hochschulen, Museen, Gemäldegalerien, Musikkonservatorium, Staatsarchiv, Kunstausstellungen usw., sowie eine Industriestadt mit Raffinerien, Aluminiumhütte, Stahlwerk, Werft, Hafen und Flughafen. Alt-Venedig ist zunehmend von Überflutung bedroht.
Johannes fuhr uns nun über die erwähnte Verbindungsstraße vom Festland nach Alt-Venedig auf einen großen Parkplatz. Hier wurde Jürgen gleich von einem Bootsbesitzer überredet, doch mit einem seiner Boote unsere Reisegruppe zum Hauptbahnhof, wo wir ja hinwollten, zu fahren. Normalerweise fährt man hier mit dem Linienschiff, das ist billiger. Jürgen hatte aber wohl einen guten Preis ausgehandelt. Wir gingen also alle zur Anlegestelle, wo der Bootsbesitzer seine Boote liegen hatte. Wir wurden hier von einem Italiener in Empfang genommen. Er war wohl so eine Art Koordinator; denn er besorgte uns per Funk einen Bootsführer, der auch nach einiger Zeit erschien und unsere ganze Gruppe mit seinem Boot zum Hauptbahnhof brachte.
Hier stiegen wir aus und bummelten unter Führung von Jürgen durch die Straßen Venedigs. In den engen Gassen war geschäftiges Treiben. Es war schön, sich die vielen interessanten Häuser anzusehen.
Wir kamen natürlich auch zur Rialtobrücke, bei der sich wahre Menschenmassen aneinander vorbei schoben.
Das Ende dieses Spazierganges war die Ankunft auf dem Markusplatz.
Hier wurden wir von einer Führerin erwartet, die uns nun einiges über die Geschichte Venedigs und die Kunstschätze des Markusdoms erzählte.
Im Altertum wurde Venedig von den Venetern bewohnt. Als der Hunnenkönig Attila 452 viele Städte Venetiens zerstörte, flüchteten ein Menge Bewohner auf die Laguneninsel, wo sie anfingen, eine Stadt, nämlich Venedig, auf künstlichem Baugrund zu bauen. Die Stadt entwickelte sich schnell und war im 8. Jahrhundert eine bedeutende Seemacht. Im selben Jahrhundert wurde Venedig Bistum. Ab dieser Zeit wurde auch immer wieder ein Führer, genannt Doge, gewählt. Regierungssitz wurde die schwer zugängliche Laguneninsel Rialto. Es begann nun eine Blütezeit durch die Unterwerfung der Küsten Istriens und Dalmatiens im Sinne des Orienthandels und Aufbau eines Kolonialreiches (Balkanländer und Kleinasien) durch Kreuzzüge. Venedig wurde unter Führung der Dogen immer mächtiger und eroberte sogar Konstantinopel und die Konkurrenzmacht Genua. Manche Familien erreichten so auch eine große Macht, da die Dogen immer wieder aus ihren Reihen auf Lebenszeit gewählt wurden. Im 15. Jahrhundert ging Venedigs Handelsmacht durch die Ausdehnung des Osmanischen Reiches erheblich zurück, aber es besaß ja immer noch eine riesige Kriegsflotte, die im Kampf mit Mailand erfolgreich war und zu erheblichem Festlandsbesitz führte. In den folgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu Kriegshandlungen und Friedensverträgen, die dann letztendlich dazu führten, dass Venedig im Jahre 1866 Italien zugeschlagen wurde.
Anschließend erläuterte uns unsere Führerin noch die Kostbarkeiten des Markusdomes. Laut der Überlieferung sind die Reliquien des Evangelisten Markus von einem Dogen im 9. Jahrhundert von Alexandria nach Venedig überführt worden. Seitdem werden sie im Markusdom aufbewahrt. Der Löwe ist das Symbol von Markus und somit ist der Markuslöwe Wappen und Wahrzeichen Venedigs. Dies mußte die Führerin alles auf dem Markusplatz mitteilen, da im Dom keine Erklärungen abgegeben werden durften.
Wir gingen nun in den Markusdom und bestaunten die Baukunst und die Kunstwerke unter dem Gesichtspunkt der vorher gehörten Erklärungen. Leider konnten wir alles nur kurz auf uns wirken lassen, da wir durch die vielen Menschen in der Kirche praktisch wieder dem Ausgang zugeschoben wurden.
Draußen angekommen gingen wir am 99 Meter hohen Campanile vorbei dann Richtung Canal Grande und bestaunten den mächtigen Dogenpalast.
Ein paar Schritte weiter konnten wir von einer Brücke aus die Seufzerbrücke sehen. Diese verbindet den Dogenpalast mit dem früheren Kerker Venedigs. Die zu damaliger Zeit zu Kerkerhaft Verurteilten seufzten immer, wenn sie über diese Brücke zum Kerker geführt wurden.
Die Führerin verabschiedete sich hier von uns. Wir hatten nun noch einige Zeit zur eigenen Gestaltung. Meine Frau und ich wollten natürlich, da wir nun einmal in Venedig waren, eine romantische Gondelfahrt machen. Das kostete ja nun einiges. Jürgen organisierte uns zu einem annehmbaren Preis einen Gondoliere, der uns und noch ein paar andere Leute aus unserer Reisegruppe anschließend 45 Minuten lang durch die Kanäle stakte. Es war zwar nicht romantisch, das ist es wohl nur abends bei entsprechender Beleuchtung, aber es war auf jeden Fall interessant; sah man doch auch auf dieser Fahrt, wie der Zahn der Zeit an den schönen Gebäuden nagte.
Am Cal Grande wieder angekommen, war es Zeit, zum Busparkplatz zurückzufahren. Jürgen hatte ja mit dem Bootsbesitzer vom Vormittag auch die Rückfahrt vereinbart. Das klappte aber nicht so, wie Jürgen sich das vorgestellt hatte. Der Bootsbesitzer wollte uns nur auf direktem Wege zum Busparkplatz zurückbringen; d.h. ohne den Canal Grande zu benutzen. Das war natürlich nicht in Jürgens Sinn; denn er wollte uns allen ja eine Fahrt auf dem Canal Grande zukommen lassen. Also zahlte Gitta für die morgendliche Fahrt den entsprechenden Obolus und wir alle folgten Jürgen zur Haltestelle eines öffentlichen Verkehrsmittels, nämlich eines Linienschiffes. Dieses Schiff schipperte uns nun den Canal Grande entlang zum Parkplatz.
Während der Fahrt, die auch unter der Rialtobrücke hindurchführte, hatten wir Gelegenheit, die vielen Paläste rechts und links zu betrachten.
Nachdem wir unseren Bus bestiegen hatten, fuhr uns Johannes wieder sicher nach Steinegg. Von unterwegs telefonierte Jürgen mit unseren Wirtsleuten, den Schroffeneggers, dass sie mit dem Abendessen noch eine Stunde warten sollten; denn durch die Misere mit dem Bootsbesitzer in Venedig waren wir ja in Zeitverzug geraten.
Mit dem gemeinsamen Abendessen in unserem Hotel ging nun ein ereignisreicher langer Tag zu Ende.
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