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Ägypten 2006
Sonnabend, 28. Januar 2006: Kairo/Gizeh/Sakkara
Wir stehen so zeitig auf, daß wir es um 6:30 Uhr zur Meditation und zum Tai Chi mit Dr. Rüdiger Dahlke schaffen. Das Tai Chi kennen wir von unserer letzten Reise mit Grieshabers und Dr. Dahlke, und es fällt schon leichter. Beim anschließenden Frühstück wissen wir nicht, was wir mehr genießen sollen, das köstliche Obst, das leckere Dinkelmüsli, die guten Dinkelbrötchen (das Mehl frisch gemahlen und eingeflogen von Gitta und Jürgen und von der Küche für die Gruppe extra zubereitet), oder den herrlichen Blick aus dem Fenster auf die Pyramiden von Gizeh.
Im Hotel am Bankschalter haben wir uns erst einmal Geld umgetauscht. Knappe 7 Le (Livre Egyptienne LE = Ägyptisches Pfund) bekommen wir für den Euro. Jetzt können wir den vielen aufgehaltenen Händen, den Bakschisch Suchenden, endlich etwas geben. Jedoch einfach ist es nicht. Die Toilettenfrau bekommt ca. 50 Piaster, also ein halbes Pfund, wir haben aber kein Kleingeld. Auch Euros oder Cents werden gerne genommen. Später wird man dann gebeten, die Euro-Münzen in Scheine umzutauschen.
Nach Gizeh wird uns unser erster Ausflug auf ägyptischem Boden führen. Um ½ 9 geht es los. Inzwischen ist endgültig festgelegt, daß wir in unseren einmal per Zufall zugeteilten Bussen bleiben. Hier Bus 1, dort Bus 2 werden unsere beiden Muhameds, unsere Reiseleiter rufen. Einmal dem Bus entstiegen, lockt uns dann Muhamed, der Erste, mit dem Ruf „Engelchen“ in die Richtung seiner Wahl. Noch im Bus sitzend hören wir von den 3 Pyramiden, der so genannten Cheops-, der Chephren- und der Mykerinos-Pyramide. Cheops, der zweite König der 4. Dynastie, der Schöpfergott, ließ diese bekannteste und höchste (heute noch 137 m) um 2690 v. Chr. errichten. Die Pyramiden sind nicht nur Grabstätten, sondern Häuser der Ruhe, Häuser für die Seele. Die Sonnenbarke, die man vor der Cheopspyramide ausgrub, sollte - so nimmt man an - der Seele für die Fahrt ins Jenseits dienen.
Wir verlassen den Bus und haben eine ¾ Stunde Zeit zum Herumwandern, zum ehrfürchtig Schauen und Betrachten und zum Abwimmeln der Händler und Kameltreiber. Viele Bilder haben wir schon gesehen von diesen Pyramiden von Gizeh, und doch ist das leibhaftige Sehen und Erleben dieser gewaltigen Bauwerke viel beeindruckender als erwartet. Der Bus bringt uns zu einer Aussichtsstelle, von der wir einen fantastischen Blick auf die gesamte Anlage haben. Wir fahren hinunter zum Taltempel des Chephren, durchwandern ihn und stehen vor dem berühmten Sphinx. Dieser liegende Löwe mit Königskopf ist eine aus gewachsenem Fels geschaffene Kolossalfigur. Er ist 20 m hoch, 73 m lang, das Gesicht allein ist 4,15 m breit. Dieser Sphinx (die ägyptischen Sphinxen sind männlichen Geschlechts) ist im Laufe der Geschichte immer wieder im Sande versunken. Thuthmosis IV stellte eine Stele zwischen die Tatzen des Löwen. Ihm war der Sphinx im Traum erschienen und hatte ihm versprochen, wenn er den Sand wegräumen ließe, würde er einst die Krone von Ober- und Unterägypten tragen. Dies ging in Erfüllung. Unter türkischer Herrschaft wurde das Gesicht durch Schießübungen zerstört, d.h. es verlor die Nase, aber es hat doch eine geheimnisvolle Ausstrahlung.
Zu Fuß gehen wir wieder hinauf und treffen uns vor der Cheopspyramide. In 2 Gruppen - wie immer - geht es hinauf in die Mitte der Pyramide zur Meditation. Wo normalerweise viele Menschen gleichzeitig hinauf- und hinuntersteigen, sind wir für uns allein. Eine schmale Stiege bringt uns hinauf in die Grabkammer, die 5,80 m hoch ist und in der das Unterteil des Sarkophags steht. Wir sind in der ersten Gruppe und nehmen es für normal, daß wir diese schmale und teilweise nur gebückt zu erklimmende Stiege alleine für uns haben. Es ist ein besonderes Erlebnis hier oben in ca. 42 m Höhe über Niveau in der Pyramide meditieren zu können. Wir sitzen auf dem Boden und Dr. Dahlke spricht von der alten Kultur, in die wir hier eingetaucht sind, von unserem Beginn, den wir spüren und dem wir hier verwoben sind. Trotz der Wärme in dieser sogenannten Königsgalerie spüren wir eine besondere Energie und hätten noch viel länger sitzen wollen, aber die Zeit ruft, wir müssen hinab. Zu dritt sind wir vorne, der Rest der Gruppe braucht länger, jemand geht rückwärts die steile Treppe hinunter. Dies ist verständlich, braucht aber natürlich seine Zeit. Die Wächter unten vor dem Eingang werden unruhig und wie uns Muhamed später berichtet, tut er sein möglichstes mit Witzen und Erzählungen, um die Gemüter dieser Männer zu beruhigen und uns dieses Privileg zu ermöglichen. Nun, wir glauben allerdings auch, daß das Bakschisch groß genug gewesen sein dürfte.
Wilfried und ich nutzen die verbleibende Zeit, um die Cheopspyramide zu umrunden, wobei uns ein Ägypter mit kleinen Skarabäus (glücksbringenden Mistkäfern) als Geschenk, Umtausch von Euromünzen usw. etwas aufhält und unter dem Strich wohl ein ganz gutes Geschäft gemacht hat. Um ½ 2 Uhr fahren wir mit unseren Bussen nach Sakkara und essen dort in einem typischen Gartenlokal zu Mittag. Ein gutes Buffet erwartet uns, wir sitzen draußen und genießen das sonnige Wetter. Noch haben wir die winterlichen Temperaturen in Deutschland nicht vergessen. Ein türkischer Mokka rundet unser Mahl ab. Wir kommen zur Stufenpyramide des Djoser und besichtigen dort als erstes ein Mastaba, eine Grabanlage, an deren Wänden wunderschöne Reliefs erhalten sind. Wir sehen auf dem Nil fahrende Boote, umgeben von vielen exotischen Tieren und Fischen, Papyrus, Alltagsszenen, Vögel und vieles mehr. Wir wandern an der Stufenpyramide vorbei. Sie soll das älteste monumentale Steinbauwerk der Welt sein, um 2665 v. Chr. geschaffen. Muhamed erklärt uns die 5 Arten der Grabstätten der alten Ägypter: - Bestattungen in einem Erdloch. - viereckige Aufbauten über den Gräbern - Stufenpyramiden (Sakkara) - Pyramiden (Gizeh) - Felsengräber (Tal der Könige) Herrlicher gelber Sand bedeckt die Anlage und Muhamed empfiehlt uns - wenn beabsichtigt - von hier Sand mitzunehmen als Souvenir. Schöneren und feineren Sand fänden wir nicht mehr und Ägypten hätte genug davon!
Den Abschluß des Besichtigungsprogramms heute bildet der Besuch einer Papyrus-Fabrik. Man erläutert uns, wie echtes Papyruspapier auch heute noch nach altem Rezept gemacht wird. Die eingeweichten dünn geschnittenen Papyrusstreifen werden aneinander gelegt, durch eine quer aufgetragene Lage verstärkt, geklopft, gepresst und später poliert. Gegen das Licht gehalten, kann man das echte Papyruspapier daran erkennen. Zu einem Kauf der teils wirklich schönen Blätter können wir uns allerdings nicht aufraffen. An welche Wand passt daheim noch etwas, fragen wir uns.
Um 18:30 Uhr gibt es im Hotel wieder ein leckeres Buffet. Im Anschluß beginnt Dr. Rüdiger Dahlke mit seinen Vorträgen über den Osiris-, Isis- und Horusweg im Rahmen des Tarot. Interessant, wenn auch erst einmal sehr fremd für uns. Um 10 Uhr gehen wir rechtschaffen müde von all den Erlebnissen des ersten Tages glücklich zu Bett.
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