Ägypten 2006

Donnerstag, 02. Februar 2006: Assuan/Abu Simbel

Um ¼ vor 3 geht unser Wecker. Um ¼ vor 4 Uhr sitzen wir im Bus zum Flughafen von Assuan. Um 5 Uhr fliegen wir nach Abu Simbel. Muhamed erzählte uns bereits, daß Ramses der Große (II) um 1260 v. Chr. den Felsentempel aus dem Stein hauen ließ. Er wurde 86 Jahre alt und soll 136 Kinder gehabt haben. 1963 bewahrte eine internationale Rettungsaktion den Tempel davor, in den Fluten des Nasser Sees zu verschwinden.

Muhamed beeilt sich sehr, die Karten für die Tempelanlage zu erstehen, wir wollen vor Sonnenaufgang dort sein. Und es klappt. So wissen wir erst gar nicht, wohin zu schauen es sich am meisten lohnt. Zu dem fantastischen Tempel oder zu dem Sonnenaufgang über dem Nasser See. Der Tempel ist den Göttern Amun-Re und Re-Harachte geweiht. 63 m tief in den Fels gehauen, ist die Sakralanlage so ausgerichtet, daß jeweils zum Zeitpunkt der Tag- und Nachtgleiche (20. Febr. und 20. Okt.) die Strahlen der aufgehenden Sonne ins Allerheiligste fallen konnten. Durch die Versetzung des Tempels hat sich dieses Ereignis um einen Tag verschoben.

Vier über 20 m hohe Sitzfiguren, die den großen Pharao darstellen, schmücken die Front. Eine Statue wurde schon im Altertum anlässlich eines Erdbebens zerstört. Zwischen den Beinen der vier Ramses-Figuren stehen 4 m hohe Mitglieder der königlichen Familie. Ein Fries von Pavianen schließt die Felsfassade nach oben hin ab. Wir haben eine ¾ Stunde Zeit, um uns das Innere dieses großen Tempels und auch den kleineren rechts davon liegenden Tempel anzuschauen. Wir sind überwältigt von den guterhaltenden Reliefs, den Figuren, Säulen und farbigen Zeichnungen im Innern des Großen Tempels. Es gibt Kriegsbilder, Feldzüge, Ramses stürmt mit seinem Kampfwagen, er durchbohrt seine Feinde mit der Lanze usw. usw. Im nächsten Raum finden wir religiöse Szenen, die Götter umarmen Ramses, er verbrennt vor der heiligen Barke Weihrauch usw. Im Allerheiligsten sitzen 4 große Figuren, Ramses inmitten der Göttlichen Familie: Amun, Ptah und Re-Harachte oder auch Osiris, Isis und Sohn Horus.

Ein wenig abseits steht der Hathor-Tempel, den Ramses der Göttin Hathor und seiner Gemahlin Nefertari weihte.

Um ¼ vor 8 Uhr treffen wir uns wieder am Bus, eine Stunde später sitzen wir im Flieger zurück nach Assuan. Unter uns die Nubische Wüste und Teile des Nasser Stausees. In Planung ist ein Kanal vom Nasser See, der Teile der Wüste bewässern und kultivieren soll. Unser Bus bringt uns zum Assuan-Hochdamm. Er ist 3600 m lang und 111 m hoch, die Sohle beträgt 960 m, die Krone 40 m. Dieser Damm verhindert Flutkatastrophen ebenso wie Dürreperioden und die Stromerzeugung spielt eine große Rolle für die Industrialisierung des Landes. Der Damm hat aber dem Land auch eine Menge Nachteile gebracht. Die Erosion am Nilufer dringt vor, die Versalzung der Böden steigt an, schädliche Insekten und Kleinnager nehmen stark zu, durch die fehlenden Überschwemmungen werden auch Ratten zur Plage. Erst die Zukunft wird erweisen, ob die Vor- oder Nachteile des Dammes überwiegen.

Wir besichtigen in einem Granitsteinbruch einen unvollendeten Obelisken. Er soll von der Königin Hatschepsut in Auftrag gegeben worden sein. Die Arbeit wurde eingestellt, als man die Risse entdeckte. Es ist warm geworden und da wir während der Erklärungen in der Sonne stehen, kommen wir erstmalig ins Schwitzen.

Es geht zurück an Bord des Schiffes zum Mittagessen. Ich bin ein wenig zerschlagen, aber wieder fit, nachdem ich eine Stunde schön geschlafen habe. Um 14 Uhr steigen wir in der Nähe von unserem Schiff auf 2 Felukenschiffe und schippern los. Ein stinkendes Motorboot zieht uns. Irgendwann fragt Jürgen Grieshaber unseren Muhamed, warum wir denn nicht segeln. Es gibt eine etwas laute Diskussion zwischen Muhamed und unserem nubischen Schiffsführer. Schließlich läßt er sich breitschlagen (so wirkt es auf uns) und setzt seine Segel. Nun wird es schön. Still und bedächtig gleitet das Schiff den Nil entlang. Groß vorwärts kommen wir allerdings nicht. Vielleicht sind es Strömungen oder wir kreuzen zu viel. Nach einer halben Stunde legt ein Motorboot an unserer Seite an. Lange wird palavert, dann schiebt er uns an unser Ziel, die Kitchener Insel oder El-Atrun. Hier befindet sich ein Botanischer Garten, durch den wir wandern. Wir blicken hinüber auf das Mausoleum von Aga Khan. Unterhalb liegt die Villa, in der die Begum, seine Ehefrau, bis zu ihrem Tode wohnte. Sie liegt jetzt ebenfalls im Mausoleum. Täglich wird der Sakrophag von Aga Khan mit einer frisch geschnittenen Rose geschmückt.

Wilfried segelt mit einer Gruppe zurück zum Schiff, während ich mit anderen eine Motorbootsfahrt mit Muhamed II. mache und ein nubisches Dorf besuche. Ich sitze oben auf dem Bootsdach und genieße die fantastische Landschaft. Der schmale Nilarm mit vielen Felsen und Strudeln, das grüne Nilufer mit Palmen und Gestrüpp, dahinter die bergige Wüste mit gelbem Sand und oben Geröll. Allein dieser Anblick hat die extra Tour schon gelohnt. Aus einem Tal kommt eine Kamelkarawane zum Ufer, ein Bild wie aus alten Zeiten. Unser Boot legt an, etwa die Hälfte der Leute steigt aus, um von hier aus auf den Rücken der Kamele ins Dorf zu reiten. Die Ankunft im Dorf ist geprägt vom Tourismus. Über eine breite Treppe steigen wir hinauf ins Dorf, Kinder empfangen uns und bieten uns Kleinigkeiten zum Kauf an. Sie sind recht aufdringlich und lassen sich nur schwer abwimmeln. Wir gehen unserem Muhamed nach und werden mit „später, später“ verabschiedet, genau so, wie wir es schon in vielen anderen Ländern in Fernost erlebt haben. Wir kommen ins Haus unserer Gastgeber, die uns mit Tee bewirten und auch Souvenirs anbieten. Sie sind allerdings gar nicht aufdringlich und es macht Spaß zu kaufen bzw. auch nur zu schauen. Um 6 Uhr - schon bei Dunkelheit - geht es mit dem Boot zurück zu unserem Schiff. Wieder sitze ich oben auf dem Dach des Bootes und genieße die laue Luft und den Blick auf das beleuchtete Ufer.

Noch kurz horche ich in den Vortrag von Dr. R.D. hinein, ziehe es dann aber vor, mich frisch zu machen, denn um 8 Uhr gibt es Abendbrot. Wir klönen nett am Tisch und finden uns um 10 Uhr noch kurz zu einem nubischen Abend im Salon ein. Keiner allerdings hält es bei der lauten Trommelmusik lange aus. Der Tag war lang, schön, aufregend und eben auch ermüdend.


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